Binkom Blues 2011

Blues, Rock & Roots Festival

Über die Highways Number 59, 46, 52, 2 und 314 ging es für mich 195 km Richtung Westen in die Belgische Provinz Vlaams – Brabant, dort fand im Zaal Santro im beschaulichen Ort Binkom zum achten Mal das Binkom Blues Festival statt. Nach dem Empfang des grünen Bandes der Sympathie am Eingang – das Festivalbändchen für Berichterstatter war grün – und dem Kauf einiger Bons für Eet und Drink gab es erst mal einen kräftigen belgischen Espresso.

Genauso kräftig wie das schwarze Getränk war auch der Auftritt der Maasdelta Blueser The Brough Superiors, die uns eine Stunde heiß spielten. Ihr Extrakt aus Bluesklassikern des Deltas und der Big Cities erfreute das zahlreich erschienene Publikum. Bandsound, Zaalsound und Begeisterungssound der Zuhörerschaft waren formidabel. Die 5 Männer auf der Bühne spielten strack und straight nach vorne, u.a. besuchte uns der Hoochie Coochie Man und der Hip Shake sorgte für einige shakende Hinterteile und Blues Fans. Big Ed Mocker an der Harp und Gesang, die feinen Gitarristen Danny und Marc und die Grundierer des Sounds, Ludo am Bass und Piet am Schlagzeug überzeugten Volk und Volker, ein hörenswerter Grundstein für einen netten Abend.In der Pause ging es für mich erst mal um die Bratwurst und anschließend um den Verkaufsstand mit Bluesmusikalischen Tonträgern, ich erstand u.a. 2 Vinylsingles des nächsten auftretenden Künstlers.

Diesen sah ich zuletzt 1998 bei einem Aufenthalt in Chicago live und in Farbe, ich freute mich auf ein Wiederhören des Studebaker John. Er und seine belgische Begleitband, The Mighty Gators, betraten um 19 Uhr 30 die Bühne und ließen sie gleich mal ohne Vorwarnung und ohne Gnade erbeben. „Studebaker“ John Grimaldi ist quasi die weiße Slide Gitarrenausgabe von Hound Dog Taylor, im Unterschied zum Hound Dog setzt John aber ab und zu noch die Harmonika ein. Die Houserocking Party begann mit einem Lied der letzten  CD, Headin` Down To Maxwell Street war ein hypnotischer Boogie mit feinen Harpeinschüben. John und die großartigen Mighty Gators peitschten die Temperatur im Zaal in 12 Takten hoch in Southside Chicago Bluesclub Atmosphäre. Das brodelte und kochte ohne Unterlass und beim Fine Cadillac wurde auch das feiernde Volk integriert, wir intonierten den Refrain mit wachsender Begeisterung, es prasselte hin und her. John und die Jungs aus Belgien – Willy Devleeschouwer an der Gitarre, Karl Zosel am Bass und Marcus Weymaere – kannten keine Gnade. Noch gnadenloser wurde der Auftritt, als Special Guest Lightning Guy die Bühne enterte, die Musik aus Chicago wurde abgefeiert. Wir hörten noch den Two Time Boogie und I Am A Houserocker, wie wahr, wie wahr. Volker war glücklich und zufrieden. In der Umbaupause traf ich einige Bekannte aus der Szene, ich treffe oft die gleichen Leute in den Wallfahrtsorten des Blues in BeNeLux.

Die Sultans Of Slide waren die nächste Band auf der Bühne, sie hatte ich vor 14 Tagen noch beim Bluesrock Festival in Tegelen erlebt. Bei diesem Auftritt hier und heute Abend war der Slidegitarrentisch genauso reichlich gedeckt wie in Tegelen, Richard van Bergen, Henry Cooper und Monti Amundson krachten uns einiges in die sehr aufnahmefähigen Ohren. Die drei und die Slidegrundierer Bart Kamp am Bass und Boyd Small am Schlagzeug sorgten für eine großartige Feieratmosphäre. Das Publikum ließ es genauso krachen, Krach und Krach gesellt sich gern, all überall zu sehen und zu hören, von wegen Nobody Can`t Fool Me, wie eine Komposition so schön heißt. Diese wurde übrigens von Richard van Bergen gesungen, auch Boyd sang uns einmal was vor, ansonsten war Monti für den Gesang verantwortlich. Ein sehr kompakter Auftritt endete gegen 23 Uhr mit verdientem Applaus. In der Pause guckte ich mir mal meine bis hierher gemachten Photos an, trank noch einen Espresso und war zufrieden mit allem hier, nette Leute, klasse Organisation, gute Musik, was willste noch.

Um 23 Uhr 30 fingen Fabrice Bessouat und Antoine Escalier mit Bass und Schlagzeug an zu grooven. Der italienische Großmeister der Bluesgitarre, Enrico Crivellaro, stieg mit ein und ein Instrumental der Saitenklasse A hielt mühelos den hohen bluesmusikalischen Standard des heutigen Abends. Enrico zieht und zupft die Saiten der Gibson technisch mit den Fingern, nichttechnisch mit dem ganzen Körper, seine Körpersprache spricht Bände und Bünde und Saiten. Nach dem abgeebbten Applaus betrat Brian Templeton die Bühne, der  frühere Blues Frontarbeiter der Radio Kings ist ein Hüne von Gestalt und Stimme. Diese ist äußerst soulig in die kräftige Richtung und an der Harp hat er auch alles auf den Stimmzungen. Der besondere Kracher war mal wieder, wie so oft in letzter Zeit von etlichen Bands gerne gehört, ein Cover von Jessie Mae Robinson, Black Night. Das ist ein Harpblues für die Ewigkeit, der zieht dir einen Scheitel nach dem anderen, auch mit Glatze. Auch hier und heute Nacht – Black Night Is Fallin`, Oh How I Hate To Be Alone – was ganz besonderes, besonders mit Brians Stimme, Oh Lord, Have No Mercy. Aber auch die  Eigenkompositionen stimmten uns fröhlich, The Big Question war nicht I Feel Alright Again, sondern Running With The Blues. Die Band „funktionierte “ auch teilweise, mit Betonung auf Funk.Ich danke allen Beteiligten für einen schönen Abend und dem Binkom Bluesteam für die Akkreditierung. Den 195 km langen Heimweg schwamm ich sozuschreiben zurück, ein starkes Regentief sorgte draußen für Stimmung, im Twingo die gekaufte Musik einiger Künstler, die den Blues hochhalten.